Stop Over Hongkong: „Die Stadt ist ein kultureller Melting Pot“
Seit 2012 lebt Angelle Siyang-Le in Hongkong. Als Chefin der dortigen Art Basel freut sie sich besonders, dass die Kunstszene der Metropole immer lebendiger wird. Weltweit führende Museen und immer mehr Galerien: Hongkong ist in der jüngeren Vergangenheit zu einem internationalen Hotspot herangewachsen
Noch vor dem ersten Meeting mit ihrem Team in Central Hongkong geht Angelle Siyang-Le in der Big Wave Bay surfen. Danach spaziert sie über den Dragon’s Back in den Hochhausdschungel ihrer Wahlheimat zurück. Der Pfad über den „Drachenrücken“ schlängelt sich durch die hügelige Landschaft der Weltmetropole und gilt als einer der schönsten Wanderwege der Stadt. „Hongkong ist reich an Natur und hat viele schöne Strände“, schwärmt die Direktorin der Art Basel Hong Kong. „Die Stadt ist aber auch ein kultureller Melting Pot mit einer pulsierenden Kunstszene. Für mich der perfekte Ort zum Leben und Arbeiten.“
Erst 2021 hat dort das neue M+, das Museum für zeitgenössische Kunst, im Kowloon Cultural District eröffnet. „Allein schon das Gebäude ist ein Kunstwerk“, so Siyang-Le. „Es stammt vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron und gilt als eines der weltweit führenden Museen für moderne Kunst.“ Einen guten Überblick über das, was Hongkong in Sachen Kunst zu bieten hat, bekommt man laut der Expertin, wenn man erst das M+ und danach das Palace Museum gegenüber besucht. Eine Schatzkiste voller historischer chinesischer Artefakte, in der man viel über die reiche Kunstgeschichte des Landes erfahre.
Als die in China geborene Siyang-Le nach Stationen in London und Dubai 2012 nach Hongkong zog, habe es dort nicht mehr als zehn Kunstgalerien gegeben. „Der Taxifahrer, der mich damals vom Flughafen abgeholt hat, hat mich ausgelacht, als ich ihm erzählt habe, dass ich in der Kunstszene arbeiten will“, erinnert sich Siyang-Le. Heute sieht es ganz anders aus: „An der diesjährigen Art Basel in Hongkong nehmen über 30 Galerien aus der Stadt teil. Es gibt immer mehr Museen, und Kunst findet immer stärker im öffentlichen Raum statt.“
Etwa im neuen K11 Musea, einem Mix aus Kultur- und Einkaufszentrum und einer eigenen Galerie namens „Kunsthalle“. Oder in Tai Kwun, einer alten Polizeistation im Kolonialstil, die 2018 zu einem Kulturzentrum mit Galerien, Shops und Restaurants umfunktioniert wurde. „Im alten Gefängnishof befindet sich heute ein Garten mit Installationen und Skulpturen – und die Ausstellungsräume zeigen progressive zeitgenössische Kunst“, sagt Siyang-Le. Das Besondere an Tai Kwun: Man wandle ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So auch in ihrem Lieblingsrestaurant Madam Fù in einem Kolonialbau von 1880, das kantonesische ebenso wie französische Gerichte serviert. „Ich liebe das romantische Retro-Flair des Lokals“, sagt Siyang-Le. „Und die Pekingente schmeckt dort einfach fantastisch.“
Zum Shopping empfiehlt sie das Einkaufszentrum Pacific Place: „Eine elegante Mall, die bereits seit den späten 1980er Jahren existiert und heute Kultstatus genießt.“ Dort geht sie bei Lane Crawford einkaufen, der chinesischen Version des britischen Kaufhauses Harrods, oder stöbert in den Geschäften lokaler Modelabels. Etwa bei Shanghai Tang, einem Label, das chinesische Modeklassiker modern interpretiert. „Dort kaufe ich mir gern Qipaos, wie die typisch chinesischen Kleider mit dem hochgeschlossenen Kragen genannt werden.“
Abends trifft man Siyang-Le häufig im mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Duddell’s in Central Hongkong. „Die Inhaber des Restaurants sind Kunstsammler, die in ihren Räumlichkeiten wechselnde Ausstellungen zeigen. Es gilt als Treffpunkt der Hongkonger Kunstszene und serviert die besten Dim Sums der Stadt.“ Auf der Terrasse des Restaurants lässt sie gern mit einem Drink den Abend ausklingen. „Von dort aus blicke ich über das Häusermeer der Stadt und freue mich jedes Mal aufs Neue, in einer Weltmetropole mit Menschen aus allen Teilen der Erde zu leben, die Hongkong zu einem Ort voller Kreativität machen.“
3 Favorite Tips
1. Einen Tagesausflug auf die autofreie Hippie-Insel Lamma Island machen.
2. Im Cattle Depot Artist Village junge Kunst entdecken.
3. Kantonesische Köstlichkeiten im Sternelokal Fook Lam Moon probieren.
Producer: Carsten Kalaschnikow
Fotos: Tracy Wong
Zur Person:
Angelle Siyang-Le ist seit 2023 Direktorin der Art Basel Hongkong. Die Messe für zeitgenössische Kunst findet dort seit 2013 jedes Jahr Ende März statt. Siyang-Le stammt aus China, verbrachte jedoch den Großteil ihrer Kindheit und Jugend in Großbritannien. Nach beruflichen Stationen in London und Dubai zog sie 2012 nach Hongkong, wo sie heute mit ihrem französischen Mann und ihren Kindern lebt.
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