Lufthansa-Mitarbeitende auf einem Truck mit bunten Ballons und der Aufschrift ''The world says yes to you'' bei einer Pride-Demonstration.

Queer? Aber sicher! Wie das Netzwerk Diversifly die Lufthansa Group zu einem Schutzraum für queere Mitarbeitende macht

Calli Flothmann und Fabian Kieper sind die Sprecher von Diversifly, dem queeren Netzwerk der Lufthansa Group. Hier sprechen die beiden Lufthanseaten über die Ziele, Aufgaben und Erfolge des Mitarbeitendennetzwerks und erklären, warum Pride mehr als eine Party ist

|
6 Min. Lesezeit
|

28. Juli 1969, eine Spelunke an der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Kurz nach ein Uhr morgens stürmt das New York Police Department den Laden. Razzia! So wie schon viele Male zuvor im Stonewall Inn. Der Grund ist immer derselbe: das Publikum der Bar. Lesben, schwule Männer, Drag Queens und trans Personen gehören zu den Stammgästen, homosexuelle Handlungen sind zu dieser Zeit in weiten Teilen der USA strafbar.

Stonewall Riots: Die Initialzündung der weltweiten Bewegung für queere Rechte

Doch in dieser Nacht ist etwas anders, die Gäste der Bar wehren sich zum ersten Mal gegen die Polizei, tagelange Unruhen brechen in der Stadt aus. Die Stonewall Riots gelten heute als Initialzündung der weltweiten Bewegung für queere Rechte. Dass der Juni mittlerweile in vielen Ländern als Pride Month der queeren Community gefeiert wird, liegt nicht nur am perfekten Sommerwetter für bunte Demonstrationen, sondern erinnert an die queeren New Yorker, die sich im Juni 1969 für ihre Rechte zur Wehr setzten.

Ende der 60er-Jahre waren Bars wie das Stonewall Inn – löchrige – Schutzräume für queere Menschen, über ein halbes Jahrhundert später bieten auch viele Unternehmen Safe Spaces. Bei der Lufthansa Group kümmert sich das queere Netzwerk Diversifly seit 2018 darum, dass sich queere Mitarbeitende hier wohl und angenommen fühlen.

Die Bar Stonewall Inn von außen.
Im Stonewall Inn begann in den 60er-Jahren die weltweite Bewegung für die Rechte queerer Menschen (© Getty Images; Header-Bild © Sven Teichert)

Diversifly: Direkter Ansprechpartner für queere Mitarbeitende der Lufthansa Group

„Unsere Kernaufgabe ist, dass sich alle Mitarbeitende im Berufsleben so frei entfalten können, wie die Personen eben sind. Ganz einfach“, sagt Calli – „oder Carl-Friedrich, wenn es ernst wird“ – Flothmann, der 2019 bei Lufthansa anheuerte und seit November 2023 einer der beiden Hauptsprecher von Diversifly ist. „Konkret haben wir aber auch Projekte an verschiedenen Standorten. Die Kooperation mit der Aidshilfe Köln, meiner Heimatstadt, die wir nicht nur monetär unterstützen, liegt mir besonders am Herzen. Es bereitet Freude mit Menschen, die sich ebenso für queere Diversity einsetzen, Sichtbarkeit zu schaffen. Wir sind auch auf queeren Jobmessen wie der Sticks & Stones vertreten, um dort Fragen zu queerer Diversity innerhalb der Lufthansa Group zu beantworten.“

Diversifly ist aber auch ein direkter Ansprechpartner für queere Lufthansa-Teammitglieder in Konfliktsituationen. „Vor Kurzem kam eine Person auf uns zu und sagte ‚Ich bin gerade in einer Phase, wo ich selbst noch nicht genau weiß, wo die Reise mit meiner Geschlechtsidentität hin geht, aber ich würde mich freuen, wenn ihr mich begleitet‘“, sagt Fabian Kieper, seit 2012 bei Lufthansa und die andere Hälfte der Diversifly-Doppelspitze. „Ich empfand das als Vertrauensvorschuss in das Netzwerk, in dessen Professionalität und in die Menschen bei Diversifly.“

Pride: Die Lufthansa Group ist auch 2024 bei vielen Demonstrationen vertreten

Der psychosoziale Dienst komme mittlerweile auf Diversifly zu, bitte um Unterstützung und Beratung, erzählt Flothmann. „Personen kommen auf uns zu und berichten von Fällen, wo im Arbeitsalltag noch Aussagen fallen, die schlichtweg nicht in Ordnung sind. Punkt. Es ist natürlich schade, dass solche Vorkommnisse immer noch Realität sind, aber es ist schön, dass wir diesen Stand im Unternehmen haben und nicht das Image des schwulen Party-Netzwerks, das beim Christopher Street Day Sekt trinkt und die No Angels hört – na gut, letzteres stimmt.“

Die Sprecher von Diversifly: links Fabian Kieper, rechts Calli Flothmann.
Die Sprecher des Diversifly-Netzwerks: Fabian Kieper (links; © privat) und Calli Flothmann (rechts; © privat)

Im Juni 2024 werden erneut zahllose Pride-Demonstrationen an den Stonewall-Aufstand vor 55 Jahren erinnern – und sie sind noch wichtiger als in der jüngeren Vergangenheit. Erstmals verzeichnen Studien auch in westlichen Ländern wieder einen – wenn auch leichten – Rückgang an Akzeptanz gegenüber queeren Rechten wie der gleichgeschlechtlichen Ehe. Pride ist eben doch mehr als eine Party, es ist immer auch politischer Protest.

Die Lufthansa Group zeigt bei vielen dieser Veranstaltungen Flagge. Die Pride-Saison 2024 wurde am 18. Mai in Brüssel eröffnet, die Lufthansa Group war über ihre Network-Fluggesellschaft Brussels Airlines vertreten. „Wir werden an den Prides in New York und Wien teilnehmen, die Veranstaltungen in Köln, Berlin, Stuttgart und Hamburg werden von einer Network Airline unterstützt, in Frankfurt und München sind wir mit Unterstützung der Lufthansa dabei. Was mich jedes Jahr aufs Neue antreibt ist, dass wir bekannte aber auch immer wieder neue Gesichter dabei haben“, sagt Flothmann.

Mehr Sichtbarkeit denn je für queere Mitarbeitende der Lufthansa Group

„Natürlich wird auf Prides gefeiert, und dafür müssen wir uns auch gar nicht rechtfertigen“, sagt Kieper. Was es für queere Mitarbeitende aber tatsächlich bedeutet, dass sich die Lufthansa Group so offen hinter queere  Rechte stellt, erklärt er so: „Als ich zum ersten Mal auf dem Wagen war, habe ich meinen Mann mitgenommen. Dort zu stehen, mit dem Lufthansa-Logo auf dem Truck und dem T-Shirt, und meinem Mann auch mal ein Küsschen zu geben – dass das nicht verpönt ist, sondern ich den Rückhalt der Firma gespürt habe, vielleicht sogar ein bisschen ein Aushängeschild bin, das war einfach sehr schön und verbindet einen ganz neu mit seinem Arbeitgeber.“

Doch auch die Lufthansa musste sich bewegen. „Als Diversifly auf dem Frankfurter Christopher Street Day mit einem Bollerwagen anfing, waren wir bei weitem noch nicht so sichtbar wie heute“, sagt Flothmann. Mittlerweile gebe es ein in Regenbogenfarben lackiertes Flugzeug, auf dem Lovehansa stehe. „Dinge, die wirklich außen wahrnehmbar sind.“

Lufthansa-Mitarbeitende bei einer Pride-Demonstration schwenken die Progress-Pride-Flagge.
Von New York bis München: Die Lufthansa Group und ihre Mitarbeitenden werden 2024 auf vielen Prides vertreten sein (© Sven Teichert)
Eine Lufthansa-Maschine mit der Aufschrift „Lovehansa“.
Maximale Sichtbarkeit: Die Lovehansa-Maschine wirbt für queere Rechte (© Lufthansa)
Zwei Lufthansa-Mitarbeitende winken von einem Truck bei einer Pride-Demonstration.
Nicht nur Protest: Auf Pride-Demonstrationen darf und soll auch gefeiert werden (© Sven Teichert)

Dazu zählen auch Lufthansa-Kampagnen wie „The world says yes to you“, die für Akzeptanz für die queere Community wirbt. „Hier wurde das Motto der globalen Lufthansa-Kampagne ‚Say yes to the world‘ aufgenommen und umgedreht, was verdeutlicht, dass wir wirklich dazu gehören und mitgedacht werden“, sagt Kieper.

Das diesjährige Pride-Motto der Lufthansa spielt erneut auf die Yes-Kampagne der Fluggesellschaft an: „All colors on board. yes“. Denn jede und jeder ist bei Lufthansa willkommen, egal welche sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität die Person hat – und das gilt nicht nur für Kund:innen, sondern auch für Mitarbeitende oder solche, die es noch werden möchten.

„Das ist das Schöne, mittlerweile bewerben sich aktiv queere Menschen bei Lufthansa, weil sie uns für den richtigen Arbeitgeber halten“, sagt Kieper. „Die Leute suchen nach dem, was wir bieten: Sicherheit und die Möglichkeit, sich zu entfalten. Es gibt immer noch Punkte, die wir durch Diversifly optimieren können, aber wir sehen: Wir haben schon viel erreicht.“

Bereit, die Welt zu entdecken?

Buchen Sie Ihren Flug und finden Sie neue Inspiration – wo auch immer die Reise hingehen mag.

​Flug suchen