Tom Rees trägt als Drag Queen Sissy Chanson eine rosa Lockenperücke, ein pinkes Kleid und eine silberne Rüschenstola, und spielt die Ukulele vor einem blauen Hintergrund.

Yes zum eigenen Weg

Tom Rees arbeitet als Purser bei Lufthansa – und tritt als Drag Queen Sissy Chanson auf. Das Anliegen bei beidem: anderen eine Freude machen und für gute Stimmung sorgen

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„Sissy kann man mit Feigling oder Schwächling übersetzen“, sagt Tom Rees. „Um als Drag Queen aufzutreten, sich im Glitzerkleid, mit Perücke und Make-up auf die Bühne zu stellen und zu singen, braucht man aber viel Mut.“ Deshalb habe er den Bühnennamen Sissy Chanson gewählt. „Das ist meine Art, aus der Beleidigung ‚Sissy‘, die ich als Junge oft zu hören bekam, etwas Positives zu machen“, sagt Rees. 

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Ihm ist es wichtig, anderen eine Freude zu machen, für gute Stimmung zu sorgen. Und das macht Rees nicht nur, wenn er im pinken Drag-Outfit in Clubs und Bars auf der Bühne steht, sondern auch in seiner Rolle als Purser bei Lufthansa. Seine „Sparklelele“, eine Ukulele, die über und über mit Strasssteinen verziert ist, hat er so gut wie immer dabei. Und die Gäste an Bord dürfen sich oft über ein selbst komponiertes Lied freuen. Einer davon: Popstar Michael Bublé, der ein Video von Rees' Ständchen auf TikTok hochlud, wo es prompt viral ging. 

Wie bei vielen queeren Menschen teilt sich Tom Rees' Leben in ein Davor und ein Danach: vor und nach seinem Coming-out als schwuler Mann. Rees wurde auf Hawaii geboren, später zogen die katholischen Eltern mit ihm und seinen elf Geschwistern in den tiefen Süden der USA, nach Louisiana. An der Universität lernte er eine Deutsche kennen, seine spätere Frau, der er nach Mainz folgte. In Rheinland-Pfalz studierte er katholische Theologie, wurde Vater eines Sohnes und Seelsorger im Bistum Speyer.  

Sein Coming-out mit Ende 20 war bittersüß. Es bedeutete die Trennung von Frau und Kind. Ein schwerer Schritt. Gleichzeitig konnte Rees zum ersten Mal das leben, was er fühlte. „Das war aufregend“, sagt er. Heute lebt Rees seit 30 Jahren mit seinem Mann zusammen. 

Seinen Job bei der katholischen Kirche gab Rees nach seinem Coming-out auf. „Ich hab‘ mir gedacht, wenn ich mit der Kirche nicht in den Himmel komme, dann mit Lufthansa“, sagt er. Das habe er beim Vorstellungsgespräch exakt so gesagt – und bekam die Stelle als Flugbegleiter. 

Tom Rees trägt als Drag Queen Sissy Chanson eine rosa Lockenperücke, ein pinkes Kleid und eine silberne Rüschenstola, und spielt die Ukulele vor einer Treppe.
Große Träume: Als Sissy Chanson möchte Tom Rees „auf allen Bühnen der Welt auftreten“ (© House of Communication)

Nachdem ein Video von Rees als Sissy Chanson auf den Social-Media-Kanälen von Lufthansa geteilt wurde, gab es viel Zuspruch – aber auch negative Kommentare. „Am nächsten Tag habe ich die alle gelesen“, sagt Rees. „Lufthansa hat auf jeden einzelnen Kommentar geantwortet und betont, dass sie zu mir als Mitarbeiter stehen. Das hat mich sehr berührt und in meiner Identität als Lufthanseat total bestärkt.“

Als Purser steht Rees kurz vor seiner Rente – im Gegensatz zu Sissy. „Ich möchte das ausbauen und verfeinern, was ich mit Sissy angefangen habe“, sagt Rees. „Und auf allen Bühnen der Welt auftreten“, fügt er theatralisch und mit einem Augenzwinkern hinzu – und beginnt zu singen: „New York, Rio, Tokio ...“

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