What I’ve Learned in Athen: Meine Erfahrungen
Der Südafrikaner Klaus Jürgen Schmidt lebt seit 2015 in Athen. Die Stadt im stetigen Wandel wurde für ihn eine neue Heimat. Was sein Leben in der Hauptstadt Griechenlands bereichert, erzählt er hier
Das Neue
Nach zehn Jahren in London war Athen erfrischend anders: eine Stadt, vereint im hartnäckigen Streben nach einer neuen Version ihres alten Selbst. Ich verstand damals nicht wirklich, was der Umbruch bedeutete, aber er fühlte sich sehr lebendig und real an. Erst nach und nach entdeckte ich die vielschichtige Kultur, die mir seltsamerweise sehr uneuropäisch vorkam, verschroben und stur. Allerdings fühlte ich mich mit meinen eigenen Exzentrizitäten dadurch auch zu Hause.
Die Essenz
Die Stadt ist flüchtig, sie ist immer im Wandel, gefangen in einem steten Kreislauf aus Gewinnen und Verlieren. Die Welt nimmt Athen immer sehr genau unter die Lupe. Die allgegenwärtige Akropolis schwebt über der lauten Collage einer Stadt, einer Stadt des Streits und des Wandels, der Oberflächlichkeit und des Exzesses, die sich im ständigen Zustand des Reparierens befindet.



Die Menschen
Auch wenn ich mit der Sprache immer noch etwas kämpfe, habe ich mir offenbar einen Habitus zugelegt, bei dem die Einheimischen denken, ich sei selbst Grieche – bevor ich den Mund aufmache. Da ist eine grimmige Energie in mir, die sie als typisch griechisch wahrnehmen. Die Menschen in Athen sind intelligent und hinreißend, können aber gelegentlich auch ein mürrischer Haufen sein. Aber wer will es ihnen verübeln? Hier herrscht mittlerweile die Sechs-Tage-Woche, und viele Griech:innnen können sich angesichts steigender Preise keine Urlaube mehr leisten. Die Athener:innen sind trotz allem sehr gastfreundlich, wenn man sie wertschätzt: Essen Sie in kleinen Tavernen und unterstützen Sie dadurch die Betreiber:innen. Seien Sie nett zu Ihren Kellner:innen, auch wenn Sie mal länger auf die Rechnung warten. Und trinken Sie Raki statt Wodka!
Die Blüte
Athen zu besuchen ist im Herbst und vor allem im Frühling am schönsten. Von März bis Mai herrscht hier ein Königreich von Blüten, überall sind Farben, überall ist Grün. Zu dieser Zeit versteht man bestimmte Sagen: Wenn der Frühling anbricht, merkt man wieder, dass es die Fülle an Leben ist, die die Jahreszeiten unterscheidet – und genau darum geht es in der Geschichte der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter und ihrer Tochter Persephone.
Für Freund:innen
Der Eleonas Roma Flea Market ist samstags und an Sonntagen ein unvergessliches Spektakel. Nehmen Sie eine Tonne Wasser mit! Es fühlt sich an wie in einem „Mad Max“-Film: staubig und schweißtreibend. Aber es lohnt sich: Auf dem Flohmarkt können Sie mit etwas Geduld echte Schätze für sehr wenig Geld finden. Anschließend können Sie im Atlantikos exzellente Meeresfrüchte zu ebenfalls erschwinglichen Preisen genießen. Abends gibt es viele Möglichkeiten: Angie Discotheque und Cantina Social, wenn man tanzen gehen möchte. Wer einen ruhigeren Abend verbringen will, geht ins Epta Martyres in Kynosargous, das mein Freund Epameinondas betreibt. In seiner Weinbar bietet er seltene lokale und internationale Rebsorten an, dazu gibt es köstliche Mezze.
Besucher:innen, die etwas mehr Zeit haben, dränge ich dazu, die Stadt auch mal zu verlassen: Schauen Sie sich ein Theaterstück in Epidauros an. Fahren Sie nach Delphi und bleiben Sie eine Nacht. Wenn Sie anfangs des Jahres dort sind, besuchen Sie den Geist-von-Charmaena-Karneval im nahegelegenen Amfissa – ein schauriges und beeindruckendes altes heidnisches Fest, das bis heute überlebt hat.
Nur eine 30-minütige Taxifahrt von Athen entfernt befindet sich Elefsina, die Kulturhauptstadt Europas 2023 und der uralte Schauplatz der Mysterien von Eleusis, Weihrituale zu Ehren der Demeter. Dort soll sich auch der Eingang zum Hades, der Unterwelt, befunden haben.
Zur Person:
Klaus Jürgen Schmidt zog mit 21 Jahren nach London, wurde dort zum erfolgreichen Textildesigner. Nach zehn Jahren in Großbritannien siedelte Schmidt nach Athen um. Sein Atelier befindet sich in Kerameikos, wo er weiterhin mit Textilien und Design arbeitet und nun erfolgreich Keramikkunst fertigt. Er betrachtet Kunst, Design und Mode als eine ungeteilte kulturelle Welt.
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